Open Source Software (OSS) und Schnittstellen sind in der Softwarebranche als auch bei den Behörden und Verwaltungen ein Thema, das nach wie vor im Fokus steht. Dahinter steht auch die Absicht, mögliche Abhängigkeiten von Lieferanten zu mindern.
Schnittstellen sollen zu einer Standardisierung von Datenaustauschformaten führen. Die Digitalisierung hat in diesem Bereich zu einer grossen Beschleunigung beigetragen, und heute ist es in vielen Bereichen eine Selbstverständlichkeit, dass Daten einfach ausgetauscht werden können.
All diese Schnittstellen haben jedoch auch einen immensen Einfluss auf die Datenmodelle. Durch die kontinuierliche Veränderung von Normen sind stetige Anpassungen an diesen Modellen erforderlich. Damit stellt sich nun die Frage, aus welchem Grund die Datenmodelle nicht auch veröffentlicht werden sollten. Mit diesem Beitrag sollen die Vorteile von veröffentlichten Datenmodellen aufgezeigt werden.
Der Einfluss einer Offenlegung des Datenschemas zeigt das Beispiel Shape-File. Dieses wurde Anfang der 90iger Jahre von Esri Inc. als offene Spezifikation eingeführt. Durch das einfache und offene Format wurde es über die Jahre zu einem Quasi-Standard im GIS-Umfeld. Obschon dieses Format verschiedene technische Beschränkungen besitzt, wird es heute noch immer benutzt, um Daten zwischen Systemen auszutauschen.
Dieser Ansatz wird bei Datenmodellen kaum verfolgt. Ein Grund, und vermutlich der Wichtigste, ist sicherlich, dass die Datenmodelle als zentraler Teil des intellektuellen Wertes eines Unternehmens betrachtet werden. Auf der einen Seite werden viel Zeit und Geld in die Erstellung und Pflege investiert. Andererseits wird viel Fachwissen benötigt, um sinnhafte und praktikable Modelle zu erstellen. Aus diesen Gründen ist eine zurückhaltende Einstellung von Unternehmen gegenüber der Offenlegung von Datenmodellen durchaus verständlich und nachvollziehbar.
Gleichzeitig ist der Schutz eines Datenmodells nur schwer oder nicht umsetzbar, da die Datenverwaltung in der Regel in Datenbanksystemen wie SQL-Server, PostgreSQL, usw. erfolgt, und damit die Struktur offengelegt wird. Was spricht nun also dagegen, ein Datenmodell von Grund auf zu veröffentlichen?
Eine Veröffentlichung kann verschiedene Vorteile mit sich bringen:
- Potenzielle Nutzer können das Datenmodell einsehen und beurteilen wie weit es ihre Bedürfnisse abdeckt. Gleichzeitig ist auch erkennbar, ob der Ersteller oder die Community das notwendige Fachwissen besitzt (Marketing-Effekt).
- Datenmodelle können für weitere Länder und Sprachen adaptiert werden.
- Die Möglichkeit, dass das Datenbankmodell von den Nutzern gemeinsam weiterentwickelt und unterhalten wird, kann wie bei Open Source Software Synergieeffekte ergeben, die einen Mehrwert für alle Nutzern des Modells erzeugen.
- Gleichzeitig kann ein reichhaltiges Software-Ökosystem um das Datenbankmodell herum entstehen, über die weitere Funktionalitäten bereitgestellt werden können. Dies ist vergleichbar mit der Open Data Initiative des Bundes, die dazu dienen soll, die Daten in neuen und innovativen Anwendungen zu nutzen.
- Ein öffentliches Datenmodell kann sich auch zum Quasi-Standard-Modell entwickeln, und damit zu weiteren Synergieeffekten führen.
- Mit einer klaren und zugänglichen Dokumentation eines Datenmodells wird die Nutzung klar definiert, wodurch die Datenqualität und -konsistenz gesteigert wird.
Die Geocom (ein Unternehmen der VertiGIS) vertritt die Auffassung, dass die Vorteile überwiegen und unser Engagement und unsere Investitionen für alle Seiten sinnvoll sind. Es ist unser Ziel, zukünftige Datenmodelle, die einen allgemeinen Nutzen liefern, zu veröffentlichen, und Interessierten bspw. über Plattformen wie GitHub zur Verfügung zu stellen.